Am 24. Oktober erreichte uns dieser wundervoller CD-Besprechung.
Vielen Dank, Henner Eppel!

Anton Bernhard Fürstenau schreibt in seiner 2. Flötenschule op. 138, dass „die menschliche Stimme für das schönste und erste Instrument anzusehen ist“ und in einem Absatz später: „Der Ton ist nun um so vollkommener zu nennen, je mehr er sich der menschlichen Stimme nähert, ohne jedoch den eigenthümlichen Reiz des Instruments zu entbehren“.
Auch anderen Flötisten seiner Zeit galt der Gesang als Vorbild, man denke nur an Theobald Boehm und Jean Louis Tulou.
Was liegt also näher, als Gesang und Flötenklang miteinander zu kombinieren, zu verschmelzen? Wer das erleben möchte, wird seine wahre Freude an der neuen CD des Ensembles „Flötenspektakel“ haben: Auf mannigfaltige Weise finden sich auf der silbernen Scheibe „…von Engeln und Fledermäusen“ Werke, die u.a. Chorstücke in Bearbeitungen zu Gehör bringen, darunter das achtstimmige „Jubilate Deo omnis terra“ und das berühmte, immer wieder berührende „Denn er hat seinen Engeln“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Mit der Einleitung zur „Bohemian Rhapsody“ von Freddie Mercury, in der das gesamte Ensemble zunächst singt und in der (aufgepeppten) Bearbeitung von Lisa L. Ochoco im weiteren Verlauf gleichzeitig singt und spielt, wird man in eine Welt entführt, in der man gemeinhin die Flöte nicht erwartet.
Wurden die Flötistinnen vielleicht von ihrer Mitspielerin Marija Milosavljevic´ dazu inspiriert, ihre Stimmen zu entdecken?
Wie eindrucksvoll und stilsicher diese Flötistin resp. Sängerin sich hier in so unterschiedlichen Arien aus Händels „Rinaldo“, Mozarts „Figaro“ und Bizets „Carmen“ mit der ausgezeichneten Begleitung durch ihre Kolleginnen präsentiert, ist eine echte Entdeckung! Ob Trauer oder Liebe in ihrer naiv-optimistischen oder gefährlichen Ausprägung – sie trifft mit ihrer Stimme, die so wunderbar rund mit weicher Höhe und klangvoller Tiefe gesegnet ist, stets den richtigen „Ton“.
Die Fledermaus-Ouvertüre, mit geschmackvoller Agogik musiziert, eröffnet diese CD, auf der die acht Musikerinnen mit hoher Spielkompetenz glänzen und vom Piccolo bis zur Kontrabassflöte mit abwechslungsreichem und – dank der „tiefen Fraktion“ – breitem Klangspektrum aufwarten.
Wie auch bei seinen anderen CDs werden von dem Frankfurter Ensemble von Frühbarock bis ins 20. Jahrhundert hinein von Gabrieli über Händel, Mozart, Mendelssohn Bartholdy, Bizet, Lecuona, Mercury bis Piazzolla bekannte und weniger bekannte Werke in sehr guten Arrangements dargeboten.
Eine vergnügliche Dreiviertelstunde Flötenmusik nicht nur für Flötenfans!
Henner Eppel